A10  Der Unternehmer als Künstler. Der Künstler als Unternehmer.
Christian Boros

Im Workshop möchte ich die Achse zwischen Künstlerdasein und Unternehmertum erarbeiten. Kultur: Das ist die bedingungslose Autorität, die ein Künstler als wichtig empfindet. Er ist Autor von Dingen. Er ist Autorität. Ich glaube, wenn man in der historischen Betrachtung Unternehmer als Tätertypen sieht, als Menschen, die sich getraut haben, das Wort „Ich“ in den Mund zu nehmen, dann sieht man auch, dass dabei Großes entstanden ist.

Heute würde niemand wagen, eine Creme in eine blaue Dose zu tun. Die Marktforschung würde sagen: In blauen Dosen – ohne Kindergesicht – kann man keine Feuchtigkeitscreme auf den Markt bringen. Nur durch das „Sich-trauen“, durch das bedingungslose „An-sich-glauben“ und das Einnehmen von Autorenschaft ist Nivea entstanden. Keiner würde nach heutiger Marktforschung einen „Apple“ auf den Markt bringen, keiner würde ein Betriebssystem, wie es Bill Gates entwickelt hat, einführen.

Wenn man sich nicht traut, „Ich“ zu sagen und versucht zu hören, was der Markt will, dann kann man nur zweit- oder drittklassig sein. Aber wenn man den Anspruch hat, in der Wirtschaft erstklassig zu sein, dann muss man wie ein Künstler agieren.

Boros

Christian Boros studierte Ästhetik und Kommunikationsdesign bei Prof. Dr. Bazon Brock an der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 1990 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Werbeagentur BOROS (www.boros.de) mit Standorten in Berlin und Wuppertal. Er ist Gewinner von zahlreichen internationalen Preisen und Auszeichnungen u.a. ADC, TDC, IF-Award, Red Dot. Seit 1992 widmet er sich dem Aufbau einer Sammlung Zeitgenössischer Kunst (www.boros-collection.com) mit zurzeit ca. 500 Arbeiten. Anfang 2008 wurde das Privatmuseum in Berlin-Mitte im ehemaligen Reichsbahnbunker eröffnet.

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