A02  Entscheidungskulturen
Über Formen unternehmerischer Souveränität
Prof. Dr. Jürgen Werner

Manchmal befindet die Art, wie man Entscheidungen fällt, über die Frage, wer sie mitträgt. Ob einsam beschlossen oder im Konsens erzielt: Entscheidungen haben in jedem Fall Folgen, und die bedeutendste ist, ob ihnen gefolgt wird. Wo Verfügungen zur Umorientierung zwingen, kommt alles darauf an, Menschen für die Sache zu gewinnen. Denn Entscheidungen können nur selten Handlungen ersetzen, sie formulieren vielmehr Erwartungen an eine Richtung, in die andere sich bewegen sollen.

Entscheidungen unterscheiden sich von Reaktionen durch ihre Unselbstverständlichkeit. Das macht sie fragwürdig. Man muss sie verantworten, was das Bedürfnis, sich hinter Sachzwängen zu verstecken, erklären mag. Doch da bricht das Dilemma auf: Je mehr Menschen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, desto schwieriger ist der Prozess. Umgekehrt ist die Begeisterung für einen Entschluss in dem Maße zweifelhaft, wie er allein vollzogen wurde. Was also tun? Welche Entscheidungsform ist die angemessene? Wenn Unternehmenskultur das Selbstverständnis einer Firma abbildet, dann zeigt sich die Souveränität einer Entscheidung dort, wo sie von vielen geteilt werden kann, auch wenn sie nur von einem getroffen wurde.

A2 Jürgen-Werner

Prof. Dr. Jürgen Werner lehrt an der Universität Witten/Herdecke Philosophie und Rhetorik. Er leitet das Frankfurter Beratungsinstitut „tertium datur“ und arbeitet als Coach für die Geschäftsführer der weltweit größten Strategieberatung. Zuvor war er viele Jahre Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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