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Die Kraft der Identität

Dr. med. Bernd Sprenger, Arist v. Schlippe

In seiner kleinen Schrift: “Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ entwirft Heinrich von Kleist ein Bild, das selbstorganisationstheoretischen Überlegungen sehr nahe kommt: unsere Gedanken warten nicht einfach darauf, abgerufen zu werden, sondern sie entstehen im Moment des Sprechens. Indem wir uns zuhören, erfahren wir, was wir denken. Mit der Identität ist es ähnlich. Sie ist kein festes “Ding“, sondern entsteht immer wieder neu in der Art, wie Menschen mit sich und miteinander sprechen. So sollte man sie sich nicht monolithisch vorstellen. Sie zeigt sich in widersprüchlichen Facetten, ein Prozess, der sich immer wieder neu aktualisiert. Man könnte auch von der “allmählichen Verfertigung der Persönlichkeit im Verlauf des Lebens“ sprechen. Paradoxerweise sind die “Säulen der Identität“ gerade auf diese Weise in ihrer Dynamik tragfähig.

Die Kernfragen: “Wer bin ich, wer sind wir?“, “Wofür stehe ich, wofür stehen wir?“ und besonders: “Was bin ich nicht, was sind wir nicht?“ werden also nicht einmal gestellt und endgültig beantwortet, sondern bedürfen der kontinuierlichen Prüfung. Es sind zunächst einmal persönliche Fragen, doch sie stellen sich ähnlich auch für soziale Systeme. Für Familienunternehmen sind sie in der Regel bedeutsamer als für Publikumsgesellschaften, da die individuellen Identitäten der Akteure aus der Familie und die Identität des Unternehmens besonders eng verflochten sind.

Der Workshop gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, das lebendige Fundament der eigenen Identität anzu-schauen und genauer zu reflektieren.