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Familienverfassung – ein Weg zur Identität der nächsten Generation?
Franziska Müller Tiberini, Martin Looser
In einem Familienunternehmen hat jede Generation ihre Kultur, ihren Führungsstil und eine jeweils eigene durch die Familie und das Unternehmen geprägte Identität. Beim Generationenwechsel ist die zentrale Frage, ob es gelingt, eine neue Identität zu finden, die generationenübergreifend akzeptiert werden kann. Dieser Prozess kann durch die Formulierung einer Familienverfassung geschehen. Dies bedeutet eine Investition in Zeit, was wiederum Geduld, Kommunikation und Ringen nach Gemeinsamkeiten von allen Beteiligten bedeutet. Gelingt es, für herkömmliche Vorstellungen und neue Ideen gemeinsam eine Formulierung zu finden, ist ein wichtiger Meilenstein im Ge-nerationenwechsel gelungen. Eine so entstandene neue gemeinsame Identität ermöglicht während einer Zeitphase, nebeneinander Verantwortung für das Vermögen der Familie und für die Unternehmung zu übernehmen, Vertrauen aufzubauen und der späteren Führung der nächsten Generation den Weg zu ebnen. Dies soll das langjährige und nachhaltige Bestehen des Unternehmens garantieren und impliziert, dass die Familie so organisiert ist, dass sie ein transparentes Informationssystem mit einer funktionierenden Kommunikationskultur leben und erleben kann.
Am Beispiel einer Familie, die sich in der dritten Generation befindet, diskutieren wir diesen Schritt. Er soll die nächste Generation dazu motivieren, die Aufgabe zu übernehmen und auch bereits einen Grundstein für die vier-te Generation zu legen. Zugleich ist es eine einzigartige Chance, eine gemeinsame Sprache zu finden und die Stärke einer Familie zu erfahren, die sich soeben „neu“ definiert.
Franziska Müller Tiberini nach 15-jähriger Erfahrung im eigenen Familienunternehmen arbeitet Franziska Müller Tiberini als Beraterin seit 2000 unter dem Firmennamen „familienunternehmen.ch AG“. Sie verfügt über eine langjährige Erfahrung im Begleiten von Familien mit Unternehmen in diversen Branchen. Ihre Stärken sind ihre Erfahrung in und mit mittelständischen Familienunternehmungen sowie fundierte Kenntnisse in Kommunikation und Mediation. Sie sagt: „Familienunternehmen sind meine Leidenschaft.“
Martin Looser gehört der Schweizer Unternehmerfamilie Looser an, die in der 2. und 3. Generation die Mehrheit der an der SIX kotierten Looser Holding hält. Im Rahmen der Nachfolge wirkte er bei der Erarbeitung von Familienverfassung und Poolvertrag mit, übernahm den Familienvorsitz sowie die strategische Führung des Family Office. Er sagt: „Die Dynamik der Subsysteme Familie, Vermögen und Unternehmen erfordert eine systemübergreifende Gesamtsicht.“ Martin Looser ist Anwalt und lebt in Zürich.