Prof. Dr. Klaus Mainzer

Die Themen „Komplexität“ und „Komplexe Systeme“ sind ein hoch-aktuelles Forschungsgebiet in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Täglich erleben wir Labilität und Risiko in Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch die Entstehung von Neuem. Können wir aus Chaostheorien, aus der Entstehung von Ordnung und Selbstorganisation in der Natur lernen, unsere technischen und sozialen Systeme zu steuern? Wo sind grundlegende Unterschiede in der Dynamik von Natur und Gesellschaft? Welche Konsequenzen lassen sich aus der Wissenschaft vom Komplexen für unser Handeln ziehen? Der Vortrag wendet sich an Naturwissenschaftler und Mediziner, die sich für die komplexe Dynamik z.B. von Organismen, Klima und Ökologie interessieren, an Psychologen und Gehirnforscher, die das menschliche Gehirn und seine Kreativität als komplexes dynamisches System betrachten, an Ingenieure, die sich mit komplexen Netzwerken oder der komplexen Vernetzung innerhalb einer Produktstruktur und ihrer Beherrschung beschäftigen, an Ökonomen und Sozialwissenschaftler, die im Zeitalter der Globalisierung komplexe Märkte, Verkehrs- und Transportsysteme oder urbane Systeme (z.B. Stadtmetropolen) untersuchen.
Für Unternehmen stellt sich die Frage, ob zwischen einem Unternehmen, einem sozio-technischen System und der Natur, also einem biologischen System, eine Ähnlichkeit besteht und diese somit vergleichbar werden. Die jüngsten Erfahrungen mit Finanzmärkten im Rahmen der Weltwirtschaftskrise haben gezeigt, dass Selbstorganisation und damit verbundene Deregulierung alleine keine Garantie für eine wünschenswerte Entwicklung sind. Bereits in der Evolution sind Selbstorganisationsprozesse immer mit Kontrollsystemen verbunden. Die Wertorientierung von Familienunternehmen hat sich gegenüber „fremdgesteuerten“ Unternehmen bewährt. Wie lassen sich Wertorientierung und Innovation in der Zukunft verbinden, um nachhaltige Lösungen im Zeitalter der Globalisierung zu finden?

Prof. Dr. Klaus Mainzer, nach Studium der Mathematik, Physik und Philosophie Promotion und Habilitation in Münster; Heisenbergstipendiat; 1980-1988 Professor für Philosophie und Grundlagen der exakten Wissenschaften, Dekan und Prorektor der Universität Konstanz; 1988-2008 Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie, Direktor des Instituts für Philosophie und des Instituts für Interdisziplinäre Informatik an der Universität Augsburg; ab 2008 Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie, Direktor der Carl von Linde-Akademie und Mitglied des Advisory Board des Institute for Advanced Study an der Technischen Universität München; Mitglied u.a. der European Academy of Science (Academia Europaea) in London; Gastprofessor in Brasilien, China, Indien, Japan, Korea, Russland, USA und verschiedenen Ländern der EU, Mitherausgeber u.a. des International Journal of Bifurcation and Chaos in Engineering and Applied Sciences (World Scientific: Singapore) und der Advanced Science Letters (American Scientific Publishers).