Hergen Wöbken, Pola Sieverding, Johann König

Die Thematisierung der Nachfolge in Familienunternehmen ist ein Klassiker. Manche Gesichtspunkte der Nachfolge hängen direkt mit dem Unternehmen der Familie zusammen. Andere Aspekte berühren Spannungsfelder jenseits des Unternehmens – hier die Herausbildung von Individualität der Kinder in Bezug auf und in Abgrenzung von den Eltern, dort ein Netzwerk externer Beobachter, die Erfahrungen mit den Eltern im Positiven wie Negativen auf die Kinder übertragen.
Im Workshop sind mit Pola Sieverding und Johann König eine Künstlerin und ein Galerist vertreten, die jeweils Familien entstammen, deren Mitglieder im Kunstbereich erfolgreich agieren. Die Eltern der Berliner Künstlerin Pola Sieverding sind beide Künstler. Die fotogra-fischen Arbeiten von Katharina Sieverding gehören zu den wichtigsten Positionen der Gegenwartskunst. Der Vater des Berliner Galeristen Johann König ist Kasper König, der Direktor des Museum Ludwig, der ältere Bruder Galerist in New York, der Onkel Walther König ein erfolgreicher Kunstbuchhändler und Verleger.
In diesen Kunstfamilien gibt es keine Unternehmensnachfolge im eigentlichen Sinn. Dennoch muss der Anspruch auf die eigene Individualität von der jungen Generation innerhalb einer Familie durchgesetzt werden, die in demselben Berufsfeld agiert und dort überragende Erfolge vorgelegt hat. Diese strukturelle Kopplung von Familie und Karriereumfeld kann zu mehr Möglichkeiten wie zu Belastungen führen. Im Workshop möchten wir uns jenseits von unternehmerischen Fragen auf die Suche nach familiären Beziehungen machen, die für die Entwicklung und Karriere der Betroffenen von Bedeutung sind.

Hergen Wöbken ist Inhaber des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE). Der gelernte Bankkaufmann studierte Wirtschaftswissenschaften, Philosophie und Kulturreflexion an der Universität Witten/Herdecke. Das IFSE legt einen Fokus auf strategische Fragestellungen an Schnittstellen von Wirtschaft, Kultur und Politik. Vor zehn Jahren gründete Hergen Wöbken mit Forschern, Künstlern und Managern die Plattform ‚oeconomenta’, die sich mit Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Wirtschaft auseinandersetzt.

Pola Sieverding hat ihr Studium 2007 an der Universität der Künste Berlin als Meisterschülerin von Stan Douglas abgeschlossen. 2002 war sie an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh und 2005 am Surikov Institut in Moskau. 2008 war sie Artist in Residence der ArtSchool Palestine in Ramallah. 2009 war sie NaFöG Stipendiatin des Berliner Senats sowie der UdK Berlin. U.a. war sie in Ausstellungen in Berlin, Düsseldorf, Lodz, New York vertreten. Pola Sieverding lebt und arbeitet in Berlin.

Johann König eröffnete 2002 mit 21 Jahren seine Galerie. Zusammen mit Kirsa Geiser als Partnerin entwarf er ein einzigartiges, konzeptionell geprägtes Künstlerprogramm. 18 junge und zum Teil schon etablierte Künstler werden inzwischen von Johann König vertreten. Sie waren an großen Gruppenausstellungen wie der Biennale in Venedig, Whitney Biennial, Manifesta u.a. beteiligt. Die Galerie nimmt regelmäßig an großen Messen teil, wie der Armory Show (New York), der Art Basel oder Frieze (London).